Unconscious Bias Hack #9: Ist Eigengruppen-Favorisierung schon Diskriminierung?

Oft unterstützen wir verstärkt Menschen, die aus unserer eigenen Gruppe kommen. Das geschieht ganz unbewusst, ist jedoch eine Form von Diskriminierung.

Damit ist nicht gemeint, dass sich Eltern nicht liebevoll um ihre Kinder kümmern sollen, oder die Schwester ihren Bruder unterstützt.

Wenn ich jedoch Führungskraft bin und jemanden einstelle, der mit mir an der gleichen Universität studiert hat, dann diskriminiere ich unbewusst (oder auch bewusst) andere Bewerber*innen. Das kann man unendlich fortsetzen: gleicher Herkunfts-Ort, gleiche Kirchengemeinde, gleiche Weltanschauung, gleiches Hobby,…

Mit solchen Entscheidungen übergehen wir andere, die vielleicht sogar noch qualifizierter sind, uns jedoch persönlich einfach nicht so gut bekannt oder vertraut sind. Oder die einer anderen Nationalität, Religion, Ethnie angehören – oder dem anderen Geschlecht.

Und so handelt es sich bei solchen Eigengruppen-Entscheidungen von rechts wegen schon um Diskriminierung

Krass, oder? Bestimmt hat jede/r von uns schon mal so gehandelt – wenn auch nur ganz unbewusst. Kleines Beispiel: Schon einmal eine/n Bekannte/n gebeten, für das eigene Kind oder das Patenkind für eine Kita/Schule/Uni/Arbeitsstelle eine Empfehlung abzugeben? Oder eine/n bekannte/n Banker*in gebeten, den Kreditantrag einer Freundin/eines Freundes wohlwollend zu prüfen? 

Ich fasse mich da mal gleich an die eigene Nase. Ja, ich diskriminierte wohl auch schon unbewusst andere Menschen.

Daher macht es Sinn, sich das immer und immer wieder ins Bewusstsein zu holen. Wie nutze ich eigentlich meine guten Beziehungen? Und verhindere ich damit, dass Menschen, die nicht das Privileg meiner sozialen Schicht haben – oder ausreichend finanzielle Ressourcen – nicht zum Zuge kommen können? Die Privilegien meiner Eigengruppe damit auch noch zu vergrößern will ich doch eigentlich gar nicht!

(Quelle: Mahzarin R. Banaji / Anthony G. Greenwald: Vorurteile – Wie unser Verhalten unbewusst gesteuert wird und was wir dagegen tun können / dtv / Dt. Erstausgabe 2015)