In der Corona-Zeit wurden unsere Politiker scharf kritisiert, weil sie voreilig Versprechungen hinsichtlich der Corona-Impfungen getroffen hatten – und die Versprechen nicht halten konnten und möglicherweise auch weiterhin nicht halten können.
Ein Versprechen weckt Erwartungen. Und wenn ein Versprechen nicht eingehalten wird, dann macht sich große Enttäuschung breit.
So ist es nicht nur in der Politik, sondern auch im Business. Ehrlichkeit wird gewünscht. Transparenz und klare Worte. Und damit Verbindlichkeit. Das erwarten nicht nur Mitarbeitenden von ihren Führungskräften, sondern auch die Kunden. Doch viel zu oft hält man sich in unserem Land nicht an Zusagen. Menschen bleiben im Unklaren, werden vertröstet, können sich auf vorab gemachte Zusagen nicht verlassen.
Wir sind in einer Kultur der Unverbindlichkeit angekommen. Die Folgen: Permanente Planänderungen. Ständig werden Termine verschoben, Zusagen zurückgenommen oder Kurswechsel vorgegeben. Willkommen in der agilen Welt!
Nein, das beschreibt Agilität nicht. Autonomes und selbstorganisiertes Arbeiten – auf ein Ziel oder eine Vision hin. Kunden direkt einbeziehen und kritische Überprüfung der Fortschritte und der Herangehensweise: Das ist agil!
Es geht nicht um Zusagen ändern und Versprechen brechen. Oder darum, Verbindlichkeit herzustellen und danach nichts (oder wenig) mehr davon wissen wollen. Wenn man in der derzeitigen Welt nicht weiß, ob man etwas einhalten kann, dann lieber ganz transparent raus damit. Dann kann sich der Gegenüber darauf einstellen. Natürlich bedeutet das, Mut zu haben. Man spricht etwas Unangenehmes aus. Etwas, was die anderen nicht so gerne hören. Aber: Es geht schlussendlich um Glaubwürdigkeit und Haltung. Ich stehe hinter dem Gesagten, auch wenn es nicht das ist, was ich euch lieber sagen würde. Aber es entspricht der aktuellen Situation und ist damit ehrlich und wahr.
Unverbindlichkeit auf die Agenda zu setzen ist von vorne bis hinten unglaubwürdig – und schafft keinerlei Vertrauen.
Eine große Ehrlichkeits- und Glaubwürdigkeits-Offensive wäre in unserer Gesellschaft mal wieder an der Zeit.