Automatische Geschlechter-Stereotype behindern Frauen nachweislich in ihrem beruflichen Fortkommen. Das passiert jedoch nicht nur, weil manche männlichen Führungskräfte diese Stereotype verinnerlicht haben und den Aufstieg von Frauen deshalb behindern. Das passiert auch, weil Frauen sich selbst davon beeinflussen lassen – unbewusst. So können mentale Programmfehler den Frauen subtil vermitteln, dass „weiblich = Familie“ und „männlich = Karriere“ bedeutet. Das beeinflusst dann Entscheidungen in Bezug auf eine Vollzeittätigkeit oder auch die Kinderbetreuung tagsüber jemandem Drittem anzuvertrauen.
Ein weiterer selbstschädigender mentaler Programmfehler ist z.B. das Stereotyp „alt = gebrechlich“. Das wurde tatsächlich auch als Risikofaktor für die Gesundheit älterer Menschen ausgemacht.
Bislang weiß man noch nicht so genau, wie man diesen selbstschädigenden Programmfehlern entgegenwirken kann.
Doch Veränderungen können beispielsweise durch bestimmte Vorbilder herbeigeführt werden. In einer Studie (von Nilanjana Dasgupta aus den 90 er Jahren) konnte sehr klar nachgewiesen werden, dass das Stereotyp „männlich = Mathematik“ bei Studentinnen dadurch abgeschwächt wurde, dass sie Mathematik-Seminare bei Dozentinnen belegten.
Massenmedien können als gute Quelle für Rollenvorbilder dienen und damit gegen übliche Stereotype angehen. Ich finde, man sieht heute durchaus viele weibliche Rollenvorbilder – oder auch viele vitale und attraktive ältere Menschen, die dem Stereotypen „alt = gebrechlich“ nicht entsprechen.
Dennoch: Mentale Programmfehler, die zu selbstschädigendem Verhalten führen, sind ziemlich zählebig. Rolemodels, die es uns anders vormachen, sind also extrem wichtig für uns als Gesellschaft.
(Quelle: Mahzarin R. Banaji / Anthony G. Greenwald: Vorurteile – Wie unser Verhalten unbewusst gesteuert wird und was wir dagegen tun können / dtv / Dt. Erstausgabe 2015)