Wer ein Profil bei LinkedIn oder XING hat, kennt die Herausforderung: Es vergeht keine Woche, in der man nicht von einem Coach, Berater oder Trainer angesprochen wird. Dabei unterscheidet sich die Art der Akquise-Versuche leider nur selten: Wir machen Sie erfolgreicher, gesünder, fitter und reicher. So oder so ähnlich klingen die Aussagen. Verkauft werden noch nie dagewesene Strategien, einzigartige Methoden und unschlagbare Erfolge – erreichbar in kurzer Zeit. Man muss nicht extra betonen, dass die Seriosität solcher Anfragen fraglich ist. Man wirbt unter anderem für Online-Kurse aus der Konserve, spricht von Coaching am Fließband und von erfolgsversprechender Beratung.
Nicht selten wird dabei nach dem Motto gehandelt: “If you want to reach it, teach it.“ Wir möchten niemand unrecht tun. Aber das ist unseriös und hat mit qualifizierter Beratung nichts zu tun.
Managementberatung Berlin: Es müssen nicht immer die Big 5 sein für ein gutes Projektergebnis.
Es gibt viele gute Berater abseits der namhaften Big 5 Beratungshäuser. Doch so lange der Berater-Begriff nicht geschützt ist, gilt es darauf zu achten, was Weizen und was Spreu ist. Also wer wirklich entsprechende Kompetenzen vorweisen kann und wer gestern entschieden hat, Berater auf seine Visitenkarte zu schreiben. Leider vergessen auch viele Menschen, das Beratung analog dem Coaching in sensible persönliche Bereiche vordringt und bei einem leichtfertig gegebenen Rat-„Schlag“ verbrannte Erde hinterlassen kann – sei es finanziell oder persönlich. Beratung ist somit eigentlich eine Königsdisziplin die viel Fingerspitzengefühl, Wissen und Erfahrung braucht. Und es braucht umfassende Kompetenzen – formal, fachlich, persönlich und methodisch / didaktisch.
Es ist schön, wenn ein Berater einen Doktortitel hat und mehrere Jahre Erfahrung bei McKinsey oder der Boston Consulting Group vorweisen kann. Ist es notwendig? Nein, sicher nicht. Häufiger ist eine langjährige Erfahrung in Mittelstand und Konzern genau so viel wert, wenn nicht noch hilfreicher als jahrelange Theorie. Was aber macht nun einen guten Berater aus?
Die Berater-Persönlichkeit
Ein guter Berater braucht zunächst einmal ein gutes Gespür für Menschen. Beratungsbusiness ist People-Business! Eine stabile Persönlichkeit ist somit wichtigste Voraussetzung. Der Berater muss selbstbewusst und gleichzeitig reflektiert und zurückhaltend agieren. Er sollte Menschen mitnehmen und überzeugen können. Er muss Situationen richtig einschätzen und wissen, wann er sich äußern und wann er eher zurückhaltend sein sollte.
Formale Kompetenz
Gewisse formale Voraussetzungen schaden als Berater sicher nicht. Zum Beispiel ein wirtschaftswissenschaftliches Studium als guter theoretischer Unterbau. Oder wenn ich eine Marketing Beratung anbieten möchte, sollte ich mich längere Zeit intensiv mit Marketing beschäftigt haben – in Theorie und Praxis. Oder anders formuliert: Ich kann nur Autos reparieren, wenn ich mich mit Autos auskenne. Es ist absolut selbstverständlich, dass der Inhaber einer Autowerkstatt selbst KFZ-Mechaniker ist oder eine vergleichbare Ausbildung absolviert hat. Und würden Sie einen KFZ-Mechaniker Ihr Herz operieren lassen? Sicher nicht.
Fachkompetenz
Um das Thema von oben aufzugreifen: Ihr Berater sollte sein Fachgebiet im Schlaf beherrschen. Er gibt sich als Experte für SAP aus? Idealerweise hat er nicht nur ein Buch darüber gelesen, sondern jahrelange Praxis-Erfahrung in Implementierung, Arbeit und Weiterentwicklung mit SAP gesammelt. Das klingt bei diesem Beispiel logisch. Doch bei vielen anderen Fachgebieten ist das nicht selbstverständlich. So sind zum Beispiel in den Bereichen Marketing und Vertrieb häufiger Spezialisten anzutreffen, die sich als Quereinsteiger in kurzer Zeit in das Thema eingearbeitet haben und nun behaupten, in diesen Fachgebieten absolute Profis zu sein.
Methodenkompetenz
Strategiearbeit bedingt eine strukturierte, disziplinierte Vorgehensweise nach bewährten Management-Methoden und Tools. Ein Berater sollte wissen, wie er in bestimmten Situationen vorzugehen hat und welche Methodik ihm hilft, sein Ziel zu erreichen. Dabei ist es meist ein Methoden-Mix, den der Management Berater beherrschen muss. Ob Kommunikationstools (z.B. zur Workshop-Moderation), Tools zur Unternehmensanalyse (z.B. SWOT oder 7S-Modell) oder Portfoliotechniken wie die BCG-Matrix: Es gibt einen riesigen Werkzeugkasten, aus dem sich ein Berater bedienen können sollte, wenn es darauf ankommt.
Da Sie nun wissen, welche Tagessätze für Berater eingeplant werden müssen, widmen wir uns nochmals der Frage, was denn nun wirklich gerechtfertigt ist. Dazu muss man einmal unterscheiden zwischen angestellten und selbständigen Beratern. Nehmen wir den selbständigen Berater. Was kommt von seinem Tagessatz am Ende wirklich bei ihm an? Klar ist: Nur wenige Berater sind 220 Arbeitstage im Jahr ausgebucht. Das ist grade für Selbständige auch nicht möglich. Denn sie brauchen Zeit für Akquise, Weiterbildung und Weiterentwicklung ihrer Beratungsansätze.
Managementberatung Berlin: Ein realistischer Blick auf die Tagessätze der Berater
Gehen wir davon aus, ein Berater wird für 100 Beratertage zu einem Tagessatz von 1.800 Euro pro Tag beauftragt. Dann sind das für den Berater gerade einmal 180.000 Euro Umsatz. Abzüglich Sozialversicherung, Steuern, Kosten für Büromiete, IT-Ausstattung, die eigene Weiterbildung und Gehälter bleibt davon nur wenig beim Berater selbst. Reich wird er also damit nicht (ein häufiger Mythos im Mittelstand: Selbständige Berater sind alle stinkreich). Wenn sich der Berater also von seinen 180.000 Euro Umsatz ein Gehalt von 70.000 oder 80.000 Euro auszahlen wollen würde, wäre das schon viel und möglicherweise auch gar nicht machbar. Und die Frage, ob 70.000 Euro Gehalt für einen erfahrenen Strategieberater mit 10-15-jähriger Berufserfahrung, zahlreichen Ausbildungen und Erfahrung als Unternehmer angemessen sind, können Sie sich selbst beantworten. Vermutlich arbeiten Sie als Unternehmer oder angestellter Geschäftsführer nicht für 70.000 Euro, sondern erhalten ein deutlich 6-stelliges wenn nicht sogar ein 7-stelliges Jahresgehalt.